Ich wollte mal zur Moldauquelle. Quellen haben für mich etwas Ursprüngliches, Leben spendendes, Mystisches. Es entspringt aus dem Waldboden ein meistens kleines Rinnsal oder ein kleines Wasserloch, so wie bei der Moldauquelle, hat sich gebildet, von dem sich ein Rinnsal fortschlängelt. Dieses mündet dann oft in einen anderen Bachlauf oder Fluss, oder, wenn es Glück hat, wird es selbst zu einem Fluss, vielleicht auch Strom, der seine Wasser sogar bis zum Meer bringen kann. Die Moldau schafft es immerhin bis zur Elbe. Auch schon was.
Unsere Tour führt uns zur Warmen Moldau. Es gibt auch noch eine zweite Quelle, die Kalte Moldau, die am Haidelosthang bei Haidmühle entspringt. Eine Tour für eine andere Wanderung.
Mein neuer alter Freund und Wanderspezi Ede hat dazu diese Wanderung ausbaldowert, die uns vom Ausgangspunkt Wanderparkplatz Schwellgraben (Igelhaltebusstelle) zunächst zur Reschbachklause, dann zum Siebensteinfelsen (1263 m), weiter zur Moldauquelle, dann weiter nach Bucina (Buchwald) und über die Teufelsbachklause zurück zum Wanderparkplatz Schwellgraben führt. Den Wanderparkplatz erreicht man über Finsterau und er darf bis 9:00 Uhr mit dem PKW angefahren werden. Ansonsten muss man mit dem Parkplatz Wistlberg vorlieb nehmen, der etwa 1,5 km entfernt in Richtung Finsterau gelegen ist.
Unsere Wanderstrecke ist 12,4 km lang, mit 333 m Aufstieg und 322 m Abstieg. Gebraucht haben wir dafür ca. 6 Stunden (wir haben ja Zeit). Es war eine sehr schöne, abwechslungs- und lehrreiche Tour, denn auch hier gibt es natürlich interessante Informationstafeln zum "Aufschlauen".
Der Schwellgraben, auch Wassergraben, ist ein Teil des Verbindungskanals von der Reschbach- zur Teufelsbachklause.
Ob die Bäume durch Sturmschäden (Wibke, Kyrill o.a.) oder anderweitig geknickt worden sind, konnten wir bisher nicht in Erfahrung bringen.
Wir waren noch beim Diskutieren, wie sich diese gebildet haben können und ob es hier auch Biber gebe, da hatten wir schon zumindest schon eine Antwort gefunden (siehe nächstes Bild).
Diese wurde 1860 erbaut und fasst ca. 15000 Kubikmeter Wasser.
Der Reschbach vereinigt sich übrigens mit dem Kleinen Schwarzbach zum Reschwasser. Dieses fließt in den Reschbachsee (Warum nicht Reschwassersee? Prägnante Zuflüsse gibt es bis dahin nicht.) und der Abfluss heißt dann natürlich auch Reschbach, der zusammen mit dem Saußbach die Wolfsteiner Ohe (Stichwort: Wanderung "Buchberger Leite") gebiert. So klein ist die Welt.
Wunderschön spiegelt sich ihre Silhouette in der Reschbachklause. Sie ist aber bestimmt keine Narzisstin.
Beim Weitergehen Richtung Siebensteinfelsen bot sich uns dieser herrliche Ausblick auf den Lusen mit seinen Blockmeerfelsen.
Hier in diesem Bereich befindet sich auch die Nordosteuropäische Wasserscheide. Einen Hinweis darauf haben wir allerdings nicht gefunden (Moldau - Nordsee, Reschbach - Schwarzes Meer).
Der Wanderführer einer anderen Gruppe hat uns erzählt, dass der Siebensteinfelsen bis zu einem großen Sturm im Jahr 1870 bewaldet war. Durch diesen Sturm wurden die Felsen und somit der jetzige Gipfel freigelegt. Dann stellt sich die Frage: "Hat der Berg vorher anders geheißen und wenn nicht, woher wussten die Menschen dann von den sieben Felsen?"
Zu den umgeknickten Bäumen und den Stürmen konnte er auch nicht weiterhelfen.
Von hier aus geht es weiter zur Moldauquelle.
Als wir diese Tafel gesehen haben, dachten wir, dass hier die Warme Moldau entspringt. Die Tafel steht an einer Forstwegkreuzung und einige der vielen Radler, die hier fahren, sind in den Büschen verschwunden. Also sind wir hinterher. Sie hatten aber ein anderes Bedürfnis.
Auf der Tafel steht u.a.: Der erste Mineraloge des Nationalmuseums Maximilian Zipp legte den exakten Ort der Moldauquelle 1840 etwas ungenau fest. Der tatsächliche Ursprung befindet sich etwa einen km von der "touristischen" Quelle am Hang des Schwarzbergs und entspringt angeblich in einem Stollen, der im Mittelalter von Menschen gegraben wurde.
Ein einheimischeer Wanderer hat uns dann gesagt, dass es noch ca. 400 m bis zur "touristischen" Quelle sind.
Auf der Infotafel Vltava (Die Moldau) steht u.a.:
Die Moldau ist die Mutter aller tschechischen Flüsse und der längste Wasserlauf in der Tschechischen Republik. Ihr Name kommt aus dem Germanischen "Wilth-ahwa" - "Wildes Wasser". Sie stehen momentan an einem der kleineren Quellbäche der Warmen Moldau. Ab dem Zusammenfluss mit der Kalten Moldau bei der Toten Au (Mrtvy Luh) wird der Fluss einfach nur noch Moldau genannt.
Die Moldau ist ca. 430 km lang.
Leider haben wir es versäumt, den Gipfel, der nicht allzuweit weg ist, zu erklimmen.
Die Wege sind sehr gut ausgebaut und die Tschechen sind eine begeisterte Radfahrernation. Große Wegweisschilder für die Radfahrer sind überall aufgestellt.
Wir Wanderer waren in der Minderzahl.
Auf einer Infotafel steht u.a.:
An der Stelle eines Buchenwaldes wurde hier im 18. Jh. von sieben Siedlern diese Ortschaft gegründet. Zu Beginn des 20. Jh.s lebten in Buchwald 392 Deutsche und vier Tschechen. Im Jahr 1956 wurde das Dorf dem Erdboden gleichgemacht, da es sich im Grenzbereich befand. Seit 1989 ist dieses Gebiet wieder für Besucher zugänglich; bei klarem Wetter reicht der Blick bis in die Alpen.
Die ursprüngliche Kapelle wurde 1891 in der Dorfmitte errichtet. Alle Deutschen wurden nach dem 2. Weltkrieg ausgewiesen und die Kapelle 1956 vernichtet. Dank Gottfried Fastner wurde die Kapelle 1992 erneuert und am 4.Oktober wieder eingeweiht.
Vom Hotelbesitzer des hier stehenden höchstgelegenen Hotel des Böhmerwaldes (1182 m) wurde diese Nachbildung erbaut.
Wollen wir hoffen, dass solche Zeiten nicht wiederkommen in Europa.
Gleich sind wir an der Teufelsbachklause. Man kann sie im Hintergrund schon sehen.
Die Teufelsbachklause (Fassungsvermögen: 2000 Kubikmeter) wird wohl dem Verfall preisgegeben, denn ein Teil der Staumauer ist eingestürzt und es sah, als wir vor Ort waren, nicht so aus, als ob diese wieder aufgebaut werden würde (siehe dazu auch weiter unten).
An der Infotafel "Teufelswerk" steht u.a.:
Bergbäche führen im Oberlauf häufig zu wenig Wasser für die Holztrift. Um die Trift dennoch zu ermöglichen, wurden Staubecken, sog. Klausen, gebaut. Es dauerte vier bis 24 Stunden, um die Teufelsbachklause mit Wasser aus dem Teufelsbach zu füllen. Die lange Zeitspanne wurde mit dem Bau des Schwellgrabens verkürzt. Das Triften konnte schließlich beginnen, wenn die Klause voll war.
Der Schwellgraben leitet seit dem 19. Jh. Wasser aus dem Reschbach in die Teufelsbachklause. Meisterhaft wird dafür das Wasser um den Berg geführt. Die Ingenieure nutzten dabei den Höhenunterschied von nur rund 75 m, um die Distanz von 2,5 km zu überwinden.
Seit den 1950er Jahren findet kein Holztransport mehr auf dem Wasserweg statt, doch die Klause wird von den Bayrischen Staatsforsten als Kulturdenkmal und Erholungsort vor dem Verfall bewahrt.
Der Speisekanal ist an vielen Stellen marode und müsste ausgebessert werden, wenn er ebenfalls als Kulturdenkmal erhalten bleiben soll. Ansonsten ist er wohl dem Verfall preisgegeben.
Eine wirklich wunderbare Wanderung und darüber hinaus äußerst informativ und lehrreich. Kann ich nur empfehlen.
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